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Erfahrungsberichte, die DIAA erreicht haben



Erfahrungen einer Geisteswissenschaftlerin                       Anm.d.Red.


Eine Betroffene berichtet:


Guten Abend,

ein Artikel über die heutige Akademikerarbeitslosigkeit und der Erfahrungsbericht "Fragen einer Ausgeschlossenen" motiviert mich, Ihnen zu schreiben, und zwar als arbeitslose Akademikerin fast "der ersten Stunde":

Als ich 1976 Abitur machte, musste ich dank N. C. auf meinen Studienplatz in Geschichte und Politik ein halbes Jahr warten. Die allererste Vorlesung in Geschichte im Oktober 1976 wurde vom Professor mit dem Hinweis eingeleitet, dass es für uns Studenten keine Perspektiven an der Universität geben werde - und wir besser uns um einen Job bemühen sollten. Auf dem Wege zu dieser Vorlesung traf ich eine arbeitslose Architektin auf dem Weg zum Arbeitsamt. Was für ein Schlaumeier, dieser Professor, zeitgleich gab es nämlich einen derben Lehrstellenmangel. Banken und Versicherungen wurden von vielen Abiturienten mit Bewerbungen auf die begehrten Lehrstellen überrannt, die "Gegenwehr" ließ bei diesen Arbeitgebern nicht lange warten - Einstellungstests! Seitdem kann kein Realschüler mehr Versicherungskaufmann werden.

Auf Geisteswissenschaftler wartet seit Mitte der 70er Jahre im öffentlichen Dienst gleich ein mehrfacher Flaschenhals:

- Abbau des akademischen Mittelbaus an den Universitäten
- Rückgang der Lehramtsstellen an Gymnasien = Lehrerarbeitslosigkeit
- Personaleinsparungen an öffentlichen und Universitäts-Bibliotheken
- immenser Bewerberüberhang bei Stellen im diplomatischen Dienst des AA
- Personalabbau an den Volkshochschulen
- Personalabbau im Bereich Sozialarbeit
- ... und in der Justiz, in den Behörden allgemein, und und und ...

Der schlanke Staat nahm damals seinen Anlauf.

Der Begriff "Akademikerschwemme" wurde seit Ende der 70er Jahre zum geflügelten Wort und meinte übrigens auch Juristen, die weder bei Banken und Versicherungen noch sonstwo in der Wirtschaft unterkamen. Viele flüchteten sich in den 1990er Jahren in die Selbständigkeit. In meinem ehemaligen Schulort Neustadt am Rübenberge schossen die Anwaltskanzleien mit jungen RAen wie die Pilze aus dem Boden, nur wenige Kanzleien überlebten.

An dieser Situation hat sich für Geisteswissenschaftler bis heute überhaupt nichts geändert.
Ich habe mich Anfang der 90er Jahre mit einer Zweitausbildung zur Fremdsprachensekretärin umorientiert und dann fast zehn Jahre bei einem Versicherungsunternehmen gearbeitet. Und da konnte ich meine Textstärke voll einbringen, die Versicherungskaufleute sahen es als Zeitverschwendung an, für den ausländischen Mutterkonzern ihre Berichte vom deutschen Versicherungsmarkt zu formulieren - das war dann mein Job, die Zahlen lieferten die Kaufleute (das war ihr Metier, das konnten sie). Nach dem drastischen Personalabbau bei dieser Versicherung verlor ich meinen Job 2001 und habe seitdem als Fremdsprachensekretärin nicht mehr Fuß fassen können, mit Ausnahme einer Elternzeitvertretung bei einem Naturschutzverband von September 2009 bis Mai 2011 in Hannover. Da waren meine Textfähigkeiten wieder voll gefragt - aber dauerhaft bezahlen können sie mich nicht. Und meine mittlerweile bundesweiten Bewerbungen fruchten absolut gar nichts, bin ja auch schon 55 Jahre.

Eine Lehrerfamilie aus meinem Ort mit drei Kindern im Alter von heute Mitte 30 bis Mitte 20 macht seit Jahren die Erfahrung, dass in NIEDERSACHSEN für ihre studierten Kinder kein Arbeitsplatz zu finden ist. Diese arbeiten im Ausland (Afrika) oder in Frankfurt/Main oder in Lateinamerika.


FAZIT:

Es gibt Arbeit in Deutschland, jede Menge und jederzeit - und zwar unbezahlt. UNBEZAHLTE, anspruchsvolle, inhaltlich befriedigende Arbeit gibt es hierzulande immer - man nennt das heute "Freiwilligenarbeit, Volunteering, Ehrenamt, Freiwilliges Ökologisches Jahr" oder in der Zwangsversion "1-Euro-Job und Bürgerarbeit". Diese von Politikern, Behörden und Presse lancierte Begrifflichkeit degeneriert Erwerbsarbeit im günstigsten Fall zu einer Beschäftigung "just for fun", im schlimmeren Fall - vor allem bei ALGII-Bezug - zu einer Aktivierungsmaßnahme der erwerbslosen Nichtsnutze.

Wichtig ist mir, die Akademikerarbeitslosigkeit IM KONTEXT einer allgemein vorhandenen Erwerbslosigkeit von aktuell mindestens 5 Mio. Personen zu sehen. Statistische Unschärfen, Tricksereien, Täuschungsmanöver betreffen die Erwerbslosigkeit als Ganzes, publizistisch flankiert vom "deutschen Jobwunder".

Zum weiteren Verständnis der verfehlten Wirtschaftspolitik in Deutschland, aber auch in Europa und den USA, empfehle ich die NachDenkseiten von Albrecht Müller (ehemaliger Redenschreiber von SPD-Wirtschaftsminister Prof. Karl Schiller), und Wolfgang Lieb:

www.nachdenkseiten.de


Mit freundlichem Gruß

Eine Betroffene




Bei Interesse kann der Kontakt über DIAA hergestellt werden.






Interesse Ihre Erfahrungen in der Akademischen Arbeitswelt hier zu veröffentlichen?

Schicken Sie uns Ihren Bericht per eMail an erfahrung@diaa.de !





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Anmerkungen der Redaktion


Die Bericht beruht auf Tatsachen, die die Betroffene so erlebt hat.

Der Name ist der Redaktion bekannt!

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Hier kann der Bericht "Erfahrungen einer Geisteswissenschaftlerin" im PDF-Format heruntergeladen werden !

(Der Bericht entspricht wörtlich dieser InterNet-Seite, allerdings ohne die Querverweise und Anmerkungen.)

















































































































































































































































  © 2009   R. Jakubeit, diaa@diaa.de   //   last change 07/02/2012   //   optimiert für eine Auflösung von 1024 x 768